Interview mit Marc Bürki, CEO Swissquote

Marc Bürki

Marc Bürki

Herr Bürki, die Krypto-Branche hat ein turbulentes Jahr 2022 hinter sich, es herrscht eher schlechte Stimmung bei den Anlegern. Wie schätzen Sie die Entwicklung für das laufende Jahr ein?

Als Elektroingenieur EPFL fasziniert mich die Technologie, welche der Blockchain zugrundeliegt. Ich denke, dass die Ereignisse des vergangenen Jahres einen Konsolidierungsprozess eingeleitet haben, ähnlich wie beim Platzen der Dotcomblase im Falle des Internets. Wichtig ist, dass die zukünftigen Aktivitäten im Bereich Krypto in einem regulierten und verlässlichen Rahmen erfolgen.

Im Oktober haben Sie mit der SQX eine eigene Kryptobörse lanciert. Können Sie eine erste Bilanz zu diesem neuen Projekt ziehen?

Richtig. Mit unserer Kryptobörse SQX haben wir für unsere Kunden eine effiziente Handelsplattform geschaffen, die für eine sichere und kostengünstige Ausführung mit genügend Liquidität in den gehandelten Kryptowährungen sorgt. Aktuell können mehr als 30 Kryptowährungen über SQX gehandelt werden – weitere werden folgen.

Seit neustem können Ihre Kunden auf einen ESG-Score greifen. Welche Informationen beinhaltet der Score und wie wird dieser genutzt?

Für unsere Kunden haben die ESG-Werte einen immer grösseren Stellenwert. Wir begrüssen dieses Bewusstsein und unterstützen unsere Kunden mit Technologien, die ihnen umfassende Informationen liefern, damit sie alle entscheidenden Aspekte auf Einzeltitelebene berücksichtigen können. Im Januar 2023 haben wir ein innovatives Modell für ESG Investing lanciert. Für jedes Unternehmen wird ein ESG-Score angezeigt, unterteilt nach ökonomischen, ökologischen und Governance-Aspekten. Zudem können Anleger ihre Portfolios neu mit Filtern versehen, verschiedene ESG-Auswirkungen ein- bzw. ausschliessen und somit eine Wahl unter elf positiven Auswirkungskriterien (wie grüne Innovation, Menschenrechte, Geschäftsethik etc.) und neun negativen Auswirkungskriterien (wie Tierversuche, Waffen, Alkohol etc.) treffen. Anleger, die auf der Suche nach Handelsideen sind, finden auf der Plattform Inspirationen für verantwortungsbewusste Investitionen sowie eine Stockpicking-Option, während die angezeigten Bereiche sich mit den Performance-stärksten ESG-Titeln befassen.

Wo sehen Sie die nächste digitale Herausforderung für Swissquote?

Wir wollen mit Big Data und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz im Bereich der digitalen Vermögensverwaltung mit innovativen Lösungen weiterwachsen. Ein weiteres wichtiges Anliegen ist für mich der Schutz vor Cyberrisiken sowie die Sicherung der Funktionsfähigkeit unserer Systeme, auch wenn es an den Märkten einmal etwas hektisch ist. Wir investieren deshalb jedes Jahr einen zweistelligen Millionenbetrag in die IT-Sicherheit und die dafür benötigte Infrastruktur.

Welches ist Ihr Herzensprojekt in diesem Jahr?

2022 war ein gutes Jahr für Swissquote und wir erzielten ein solides Ergebnis trotz einem herausfordernden Marktumfeld. Für 2023 wünsche ich mir, dass wir mit Swissquote weiterwachsen und erneut Rekordresultate präsentieren können. Zudem hoffe ich, dass der Krieg in der Ukraine bald aufhört und dass sich die Inflationsraten wieder stabilisieren.

Zuletzt eine persönliche Frage: Wie legen Sie selbst ihr privates Geld an?

Ich verwalte mein privates Geld natürlich selber über die Swissquote Bank. Ich bin als Gründer stark in Swissquote-Aktien investiert, was ungefähr 99% von meinem Portfolio ausmacht. Aber ich habe auch ein paar hauseigene Zertifikate gekauft. Zudem investiere ich in Tech-Unternehmen. Ich glaube, die Welt kann nur durch Technologie und Innovation gerettet werden.