Globale Megatrends im Zuge der Nachhaltigkeitsbestrebungen werden für Unternehmen Auflagen, Komplexität und Geschäftsrisiken mit sich bringen. Die gegenwärtigen Engpässe in der Energie- und Halbleiterindustrie sind nur ein Vorgeschmack dessen, was uns noch bevorstehen könnte. Führungskräfte können viel mehr tun, als nur die Risiken zu bewältigen.

Um ein Unternehmen zu transformieren, sollten ambitionierte Ziele und Massnahmen in die Strategieplanung einfliessen, namentlich bezüglich Energie- und Ressourceneffizienz, nachhaltigem Supply Chain Management, Innovation sowie Zugang zu neuen Märkten für umweltfreundlichere Produkte und Dienstleistungen. Zahlreiche Unternehmen haben bereits viel in die Optimierung ihrer internen Prozesse und Abläufe investiert. Die Chancen liegen nun jenseits der operativen Grenzen. Die Arbeit an der Ausfallsicherheit, namentlich im Bereich der Lieferketten, steht jetzt auf der Prioritätenliste.

Definitionen

Nachvollziehbarkeit entlang der Lieferkette ist die Fähigkeit, alle Schritte innerhalb der Lieferkette zu ermitteln und abzubilden – angefangen bei der ersten Stufe (Rohstoffgewinnung) über den ersten Lieferanten, den Vertrieb und die Zwischenhändler bis hin zum Kunden oder Konsumenten. 

Transparenz ist die Fähigkeit, den Konsumenten sowie anderen Stakeholdern die Herkunft, den ökologischen Fussabdruck und die sozialen Aspekte entlang der gesamten Lieferkette aufzuzeigen.

Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette ist die Fähigkeit, bestimmte Produkte oder Chargen in jedem Stadium der Lieferkette zurückzuverfolgen.

Kreislaufwirtschaft beschreibt einen Paradigmenwechsel vom traditionellen «Take-Make-Waste»-Prinzip hin zu einem Ansatz, der auf der Wiederverwendung, Reparatur oder Umnutzung von Produkten oder Materialien basiert.

Nachhaltigkeit der Lieferketten

Einigen Statistiken zufolge stehen mehr als 90 Prozent der Emissionen eines Unternehmens im direkten oder indirekten Zusammenhang mit seinen Aktivitäten im Bereich der Lieferketten. Die globale Dimension und die wachsende Komplexität moderner Lieferketten bewirken, dass deren Nachvollziehbarkeit und Transparenz häufig beschränkt sind. Und es gibt tatsächlich viele Punkte, die zu beachten sind: CO2-Emissionen, Kinder- und Zwangsarbeit, unfaire Löhne, Sicherheit am Arbeitsplatz, Abfallentsorgung, Schädigung der Biodiversität, Abholzung, Abhängigkeit von Monokulturen und vieles mehr.

Einfach ausgedrückt: Die Unkenntnis der genauen Abläufe innerhalb der Lieferketten bedeutet für Unternehmen ein enormes, stetig wachsendes Risiko, schmälert die Chancen auf eine Beteiligung an zukunftsweisenden Entwicklungen und bedroht gleichzeitig in zunehmendem Masse bestehende Geschäftsbeziehungen. Daher ist es für moderne Unternehmen von entscheidender Bedeutung, absolut transparente, nachvollziehbare und leistungsfähige Lieferketten zu entwickeln, zu steuern und zu betreiben. Sobald eine Lieferkette durchgängige transparent ist, können weitere Optimierungen und Entwicklungen umgesetzt werden. 

Die jüngsten Engpässe in den Lieferketten hatten schwerwiegende Auswirkungen: Gemäss CEO Outlook von KPMG sahen sich 76 Prozent der CEOs in der Schweiz in den vergangenen 18 Monaten mit Schwierigkeiten in ihren Lieferketten konfrontiert. Gleichzeitig verpflichteten sich 68 Prozent der Schweizer CEOs dazu, Nachhaltigkeit als wesentlichen Erfolgsfaktor für die Zukunft zu betrachten und in der Unternehmensstrategie zu verankern.


Nachvollziehbarkeit der Lieferkette

Die Nachvollziehbarkeit entlang der gesamten Lieferkette ist die Voraussetzung für Transparenz und Rückverfolgbarkeit. Die meisten mittelgrossen Schweizer Produktionsunternehmen betreiben heutzutage hochkomplexe Lieferketten, an denen Hunderte, in vielen Fällen sogar Tausende von Lieferanten beteiligt sind. Entlang dieser komplexen Ketten – zurück bis zur anfänglichen Rohstoffgewinnung – fehlt es oft an Wissen über die Abwicklung, die Sicherheit der involvierten Menschen, den Wasserverbrauch und vieles mehr.

Diese Wissenslücken zu schliessen ist nicht nur entscheidend für effiziente und effektive Produktionsabläufe, sondern auch, um sich den zukünftigen Zugang zu Produkten zu sichern und deren Verfügbarkeit zu gewährleisten. Als Folge des indirekten Gegenvorschlags zur Schweizer Konzernverantwortungsinitiative sowie auf anhaltenden Druck verschiedener Stakeholder werden transparente und nachhaltige Lieferketten zur neuen Norm werden. Die nationalen, europäischen und globalen Gesetzgebungen werden diese Entwicklung zweifelsohne weiter vorantreiben. Dazu gehören – gerade in sozialen und ökologischen Belangen – beispielsweise die integrierte Strategieplanung, das Risikomanagement und die Sorgfaltspflicht. Der Umfang sowie die Erwartungen und Anforderungen an zuverlässige Nachhaltigkeitsdaten und -prozesse werden in den kommenden Jahren aufgrund der stringenteren gesetzlichen Rahmenbedingungen zunehmen. Parallel dazu werden die Erwartungen von Investoren, Kundinnen und Kunden, Nichtregierungsorganisationen und anderen Stakeholdern an die Berichterstattung und Offenlegung rapide steigen.

Zukunftstaugliche Lieferketten setzen eine ganze Reihe von Massnahmen voraus. Fünfstufiger Ansatz für aussagekräftige Transparenz und Nachvollziehbarkeit entlang der gesamten Lieferkette:

  1. Ermittlung sämtlicher (!) Stakeholder entlang komplexer Lieferketten.
  2. Festlegung eindeutiger Aufgaben und Verantwortlichkeiten eines jeden Stakeholders und Abbildung aller relevanten Prozesse.
  3. Identifizierung der übergeordneten Unternehmenswerte und entsprechende Ausrichtung darauf (über die reine Lieferkettenfunktion hinaus).
  4. Optimierung der Lieferketten mittels Interaktionsmodell: Wie interagieren die Lieferkettenpartner untereinander?
  5. Und schliesslich Schaffung von Transparenz und Nachvollziehbarkeit auf dem gesamten Weg von den Rohstoffen bis zu den Verbraucherinnen und Verbrauchern, da moderne Lieferketten technologiegetrieben sind.

Eine transparente Lieferkette setzt voraus, dass die Hauptakteure Nachvollziehbarkeit und Rückverfolgbarkeit auf mehreren Ebenen ermöglichen.

Nachvollziehbarkeit der Lieferkette

Für die Nachvollziehbarkeit und Transparenz entlang der gesamten Wertschöpfungskette sind datengetriebene digitale Lieferketten essenziell. Sie verbessern die operative Exzellenz, mindern die Risiken und ermöglichen es, die Interessen der Stakeholder zu berücksichtigen; nicht zuletzt bilden sie auch eine solide Basis für die Qualitätssicherung. 

Kreislaufwirtschaft – Nachhaltigkeit durch Reintegration in die Wertschöpfung

Ein weiterer Ansatzpunkt für die Transformation eines Unternehmens ist dessen Geschäftsmodell. Das wirtschaftliche Potenzial der Kreislaufwirtschaft dürfte enorm sein. Bei ihrer Umsetzung spielen auch die Lieferketten eine fundamentale Rolle. In einer Welt, in der die Ressourcen beschränkt sind und der Klimanotstand droht, wird ein Kreislaufansatz nicht mehr verhandelbar sein.

Die Kreislaufwirtschaft geht jedoch noch weiter und fördert auch die Wiederverwendung, das Recycling, die Instandsetzung und Reparatur sowie die gemeinsame Nutzung von Produkten und Materialien. Ausserdem geht es bei der Kreislaufwirtschaft darum, die Menschen zu bewusstem Konsum zu bewegen und die Gesellschaft hin zu einer Wirtschaft zu führen, die primär auf der Umnutzung, Reparatur und Wiederverwendung von Produkten basiert. Die künftigen Aufgaben von Lieferketten sind somit der (Wieder-)Vertrieb, die Entwicklung nachhaltiger Produkte aus recycelten und wiederaufbereiteten Ressourcen sowie die nachhaltige Herstellung und Beschaffung von Materialien.

Stellen Sie sich folgende Fragen: 

  • Wie gut kennen Sie die Bandbreite an Chancen und Möglichkeiten zur Umsetzung einer Kreislaufwirtschaft in Ihrem Unternehmen?
  • Erkennen Sie Kreislaufansätze, die über die reine Abfallentsorgung hinausgehen?
  • Können Sie die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft ohne Weiteres in Ihre Unternehmensstrategie integrieren?
  • Arbeiten Sie mit den beteiligten Stakeholdern zusammen, um die Auswirkungen Ihrer Kreislaufwirtschaft zu maximieren?



Wie werden sich die neuen Schweizer Gesetze auf ihre Zulieferer auswirken?


63% der Unternehmen erwarten, dass ihre Lieferanten ihre internen Prozesse anpassen, 56%, dass ihre Lieferanten eine umfassendere Berichterstattung erstellen und 44%, dass ihre Lieferanten ihr Compliance-Management erweitern müssen.

Diese Daten stammen aus der 9. SWIPRA Corporate Governance Umfrage, welche jährlich mit einem Forscher-Team des Instituts für Banking und Finance der Universität Zürich durchgeführt wird und gleichzeitig institutionelle Anleger und börsenkotierte Unternehmen befragt. KPMG unterstützt diese Umfrage. www.swipra.ch/survey


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