Was haben SDGs und ISO gemeinsam? Ein ISO Zertifikat ist international anerkannt und stellt in gewisser Weise ein Qualitätsgütesiegel für den jeweiligen Standard dar. Wie kann also eine Zertifizierung zur Umsetzung der SDGs beitragen? Und weshalb trifft hier öffentliche Organisationen eine besondere Verantwortung?
Die „International Organization of Standardization“ (ISO) ist eine internationale Vereinigung von Normungsinstitutionen, die seit ihrer Gründung für einheitliche Normen und Qualität steht. Sie hat bereits über 22.000 Standards und Dokumente veröffentlicht. Diese unterstützen Organisationen dabei, ihre Verfahren und Prozesse nach international anerkannten Vorgaben einheitlich abzubilden. Vor allem GovernanceProzesse gilt es, im Zusammenhang mit der Umsetzung der SDGs auf
eine neue Ebene zu heben.
Bei einem Gipfeltreffen der Vereinten Nationen (UN) im Jahre 2015 wurde unter dem Titel „Transformation unserer Welt“ die Agenda 2030 beschlossen, basierend auf den 17 Sustainable Development Goals (SDGs). Die SDGs sind globale, nachhaltige Entwicklungsziele für Mensch und Umwelt gegen Armut, Ungleichheit und Klimawandel. Sämtliche UN-Mitgliedsstaaten, auch Österreich, haben sich verpflichtet, diese Ziele bis zum Jahr 2030 auf nationaler, regionaler sowie internationaler Ebene umzusetzen. ISO-Standards können hier einen wesentlichen Beitrag leisten.
Hilfreiche Standards
Das eigens für Governance von Organisationen gegründete technische Komitee ISO/TC 309 hat dafür bereits folgende zwei zertifizierbare Standards veröffentlicht: ISO 37001:2016 (Anti-Korruptions Management Systeme) und ISO 37301:2021 (Compliance Management Systeme). Darüber hinaus wurde der Leitfaden ISO 37002:2021 (Whistleblowing) publiziert.
Zuerst wurde ISO 37001 als Standard für Anti-Korruptions Management Systeme entwickelt und in Folge durch den übergeordneten Standard, ISO 37301, der das gesamte Compliance Management System betrachtet, ergänzt. Es sind die einzigen international anerkannten Standards, die Anforderungen spezifizieren und auch eine Anleitung für die Einrichtung, Umsetzung und Verbesserung der jeweiligen Management Systeme bieten. Sie sind zertifizierbar und liefern gegenüber dem Management, den Mitarbeitern und den Stakeholdern einen Nachweis für die Einhaltung von gesetzlichen Anforderungen.
ISO 37002 kann als eine Ergänzung zur EU-Hinweisgeberichtlinie zum Schutz von Whistleblowern, die bis Ende 2021 in nationales Gesetz zu transferieren ist, gesehen werden. Während die EU-Richtlinie Minimumstandards für den Schutz von Hinweisgebern setzt, unterstützt der ISO-Leitfaden Organisationen dabei, ein einheitliches, den internationalen Standards entsprechendes Hinweisgebersystem umzusetzen.
Er liefert eine standardisierte Vorgehensweise für die Einrichtung, Umsetzung und Aufrechterhaltung eines wirksamen Whistleblowing Managementsystems. Berücksichtigt werden darin auch Aspekte wie Transparenz, Vertrauen und eine ethische Kultur.
Wertvoller Beitrag
Im September 2021 ist ISO 37000 erschienen, ein Leitfaden für die Governance von Organisationen.
ISO 37000 hilft Organisationen jeder Art und Größe, eine verantwortungsvolle Governance umzusetzen und somit die Erwartungen der Gesellschaft und der Stakeholder zu erfüllen. Eine Zertifizierung nach ISO 37001 unterstützt öffentliche Unternehmen bei der Bekämpfung von Bestechung und der Förderung einer Anti-Korruptions-Kultur, wodurch Wirtschaftswachstum gefördert wird. Ein nach ISO 37301 zertifiziertes Compliance Management trägt wiederum zur Förderung von Frieden, Gerechtigkeit und starken Institutionen bei, indem der Standard für mehr Transparenz und Rechenschaftspflicht sorgt. Ein richtlinien- und standardkonformes Hinweisgebersystem stellt sicher, dass Vertrauen sowie Unabhängigkeit gefördert werden und Meldungen unter entsprechendem Schutz stehen. Somit tragen die erwähnten ISO-Standards insbesondere zu drei der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung bei (siehe Abbildung).
Weitreichende Aufgabe
Das im Juni veröffentlichte „Global Corruption Barometer EU 2021“ von Transparency International zeigt, dass zur Umsetzung der beschriebenen SDGs noch einige Herausforderungen zu bewältigen sind. In der Umfrage gaben 40 Prozent der in Österreich befragten Personen an, innerhalb der letzten 12 Monate eine persönliche Verbindung im öffentlichen Sektor zu ihrem Vorteil genutzt zu haben.
30 Prozent denken, dass der Korruptionsgrad in Österreich in den letzten zwölf Monaten gestiegen ist. Zur Verbesserung dieser Wahrnehmung können einheitliche Normen beitragen, um das Vertrauen der Öffentlichkeit zu stärken. Öffentliche Organisationen trifft hier eine besondere Verantwortung. ISO Zertifizierungen des Anti-Korruptions- sowie Compliance Managements können wesentlich zu deren Erfüllung beitragen und bieten folgende Vorteile:
- Reduktion von Haftungs- und Reputationsrisiken
- Stärkung der Reputation durch eine Erhöhung des Vertrauens des internationalen Marktes und der Öffentlichkeit
- Schaffung von Transparenz und Glaubwürdigkeit in die Organisationen, Gemeinden und öffentliche Institutionen
- Nachweis gegenüber Aufsichts- und Strafverfolgungsbehörden und Erfüllung der erforderlichen Dokumentationsanforderungen.
- Identifizierung von Verbesserungspotenzialen und Prozesslücken und dadurch ein aktives Handeln gegen Risiken.
Zur vollständigen Umsetzung der SDGs ist es noch ein langer Weg. Die ISO-Standards können hierzu einen wesentlichen Beitrag leisten. Vor allem die Umsetzung von SDG 16 stellt einen wesentlichen Grundpfeiler für alle weiteren SDGs dar. Durch die Zertifizierung des Anti-Korruptions- und Compliance Management Systems sowie die Implementierung eines standardisierten Hinweisgebersystems kann Vertrauen und Transparenz geschaffen werden. Dies stellt einen Wegbereiter für Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen dar.