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Die Unternehmenstransaktion ist abgeschlossen, der Kaufvertrag unterschrieben. Doch die euphorisch gefeierte Akquisition kann sich über Nacht in einen Albtraum verwandeln, wenn vertragliche Regelungen und getroffene Entscheidungen Konflikte hervorbringen. Das Signing bedeutet in der Regel nicht das Ende der Transaktion, sondern läutet viel mehr eine neue Unternehmensära und Transformation ein.

Nach Durchführung einer M&A-Transaktion gilt die Devise: Wertmaximierung und Risikominimierung. Das Hauptaugenmerk muss auf die Maximierung des Deal Values und gleichzeitig die Minimierung von möglichen Risiken aus der Transaktion gelegt werden. Dies gilt insbesondere bei M&A-Transaktionen, bei denen im Rahmen der Due Diligence Risiken identifiziert und in der Akquisitionsphase Regelungen erarbeitet wurden, die eine nachträgliche Überprüfung sinnvoll machen (wie zB Earn-Out-Klauseln, Gewährleistungen, Garantien etc). Außerdem müssen die eingepreisten Synergiepotenziale aktiv gemanagt und die Auswirkung der Transaktion auf unternehmensspezifische Kennzahlen evaluiert werden
(wie zB Covenants bei Finanzierungsverträgen).

Von 0 auf 100

Eine Vielzahl an M&A-Transaktionen führt zu Meinungsverschiedenheiten: Streitquellen sind ua Kaufpreisanpassungen im Kontext von Bilanzierungsthemen, Gewährleistungen und Garantien. Oft fehlt es den Vertragsparteien an Kapazität, Potenziale auszuschöpfen, Risiken rechtzeitig zu erkennen und M&A-Streitigkeiten zu betreuen oder zu verhindern. Dabei sind die ersten 100 Tage nach Closing meist die entscheidendsten.

„Saving your Deal Value“ ist wichtig: Identifikation und Schaffung von Synergien durch konsequente Umsetzung eines 100-Tage-Plans, Überwachung und Bearbeitung der im Rahmen der Due Diligence identifizierten Kernthemen, wie beispielsweise Steuerrisiken, Umweltrisiken, Change Management-Bedarf, Rechtsrisiken, uvm. Die Identifikation von weiteren Risiken, die nicht im Rahmen der durchgeführten Due Diligence aufgedeckt werden konnten, ist zusätzlich ein wesentlicher Aspekt. Dazu gehören die rechtzeitige und vertragskonforme Geltendmachung von Kaufpreisanpassungen und sonstigen Ansprüchen (einschließlich jener aus M&A-Versicherungen). Es gilt auch, die Erfüllung von Sorgfaltspflichten durch die neue Geschäftsführung sicherzustellen, um Compliance-Verstöße (zB Aufdecken und Anzeigen von Kartellrechtsverstößen) sowie Haftungsrisiken zu vermeiden.

Die Erfolgsfaktoren

Es muss verhindert werden, dass der Deal zu den mehr als 60 Prozent jener Transaktionen gehört, die als nicht erfolgreich angesehen werden.

Wesentliche Kernthemen in diesem Zusammenhang sind:

  1. Closing Accounts: Nicht vereinbarte Abweichung der Bilanzierungsmethodik, überbewertete Aktiva, unterbewertete Passiva sowie nicht korrekte Abgrenzungen, Rückstellungen und Wertberichtigungen etc können zu einer fehlerhaften Abbildung des Verhandlungsergebnisses führen. Ein klarer Fokus auf die Erstellung und Analyse der Closing Accounts kann einen wesentlichen Beitrag zur Optimierung des Kaufpreises leisten. Unpräzise Vereinbarungen im Kaufvertrag über die anzuwendenden Rechnungslegungsvorschriften lassen Interpretationsspielräume zu, die aufgrund der meist unmittelbaren finanziellen Auswirkung einen wesentlichen Einfluss auf den Kaufpreis und somit auf den Cashflow haben.

  2. Ansprüche aus Kaufpreisanpassungen: Nach Abschluss einer Transaktion ist es essenziell, etwaige Ansprüche innerhalb der gegebenen Fristen geltend zu machen. Diese können aus unterschiedlichsten Bereichen resultieren zB Abweichung von Zusicherungen durch höhere Steuern oder Fehlen öffentlich-rechtlicher Genehmigungen etc. Das Vertragswerk muss in Bezug auf erforderliche Kaufpreisanpassungen durchgesehen werden. Insbesondere sollten der Gewährleistungs- und Freistellungskatalog sowie Earn-Out-Klauseln im Fokus sein. Diese Ansprüche sind gegen den Verkäufer oder gegebenenfalls gegen die jeweilige Versicherung durchzusetzen.

  3. Geltendmachung von Schadenersatzansprüchen und Sanierungen von Rechtsverstößen: Ein Quick-Check in Bezug auf mögliche Rechts- und Sorgfaltsverstöße (zB Kartellrecht, verbotene Einlagenrückgewähr, Gewerberecht, Korruption, Geldwäsche etc) ist unumgänglich, um darauf aufbauend einen Maßnahmenkatalog zur Sanierung, Risikominimierung oder Geltendmachung von Schadenersatzansprüchen zu erstellen. Dadurch können die identifizierten Themen rechtzeitig bearbeitet werden. Besonderes Augenmerk ist auf die Einhaltung der entsprechenden Fristen zu legen.

  4. Synergiemanagement trägt zum Erfolg bei: Mangelhaftes Synergiemanagement, unvollständige Integration bzw unzureichendes Monitoring, teilweise aufgrund fehlender zeitlicher Ressourcen neben dem Tagesgeschäft, sind oft ein Grund dafür, dass eine Transaktion nicht den erwarteten Erfolg bringt.

Der Fokus ist abhängig von der jeweiligen Transaktion und den individuellen Bedürfnissen im übernehmenden oder übertragenden Unternehmen sowie im Targetunternehmen. Ein erster Quick-Check ist bereits – wenn möglich – vor Signing sinnvoll, um die Day 1 ­Readiness zu gewährleisten. Gleichzeitig kann er als Entscheidungsgrundlage für weitere Schritte herangezogen werden.

Klarer Fokus

Der komplexe Prozess und die zahlreichen Detailfragen zeigen: Es ist eine große Herausforderung, Ansprüche zu identifizieren und zu erwirken, Synergien zu heben, Kaufpreisanpassungen erfolgreich durchzusetzen und Haftungsrisiken zu minimieren. Gerade in der Zeit der COVID-19-Pandemie ist die Wahrscheinlichkeit von nachträglichen Kaufpreisdiskussionen bei Transaktionen, die noch vor dem Ausbruch der Pandemie abgeschlossen wurden, sehr hoch. Ein Blick in die Kauf- und Verkaufsverträge hilft, ein böses Erwachen zu vermeiden.

Mit juristischem Know-how, Bilanzierungskenntnissen und Erfahrung in der Integration nach M&A-Transaktionen sowie im Bereich Compliance unterstützen die KPMG Fachteams ­Unternehmen bei der Wertmaximierung und Risikominimierung. Die Erfahrung zeigt, dass sich der Fokus auf „Saving your Deal Value“ um ein Vielfaches amortisiert.